Schichtarbeit führt oft zu bleiernen Müdigkeit, depressiven Verstimmungen und – bedeutsam für die Schichtarbeiter an den Knotenpunkten der Wirtschaft – zu prekären Konzentrationsschwächen. Sie muss in Kraftwerken und Krankenhäusern, bei der Bahn und im Flugdienst, auf Schiffen und in Industrieunternehmen mit Dauerauslastung durchgeführt werden. Der gesunde Schlaf nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein.
Was verlangt die Schichtarbeit von unserem Körper?
Der gesamte Organismus wird durch Schichtarbeit gefordert, wenn der Schlaf nicht mehr gesund abläuft. Das muss als schwierig gelten, denn unser Körper reagiert rein hormonell auf den Tag-Nacht-Zyklus. Bei Licht wird Serotonin freigesetzt, bei Dunkelheit stoppt das Hirn dessen Produktion und lässt uns damit besser einschlafen. Wenn ein Wachmann aber nachts in der Dunkelheit das Gelände bewacht hat und dann bei Tageslicht und tagestypischen Außengeräuschen schlafen soll, ist sein Gehirn extrem verwirrt. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, warum Schichtarbeit zu Krankheiten führen kann. Wegen der biologischen Uhr gilt die Nachtschicht als besonders belastend, das bestätigen Arbeitsmediziner einhellig. Die Spätschicht hingegen kann als angenehm empfunden werden, Schichtarbeiter mögen sie oft mehr als die Frühschicht. Nach einer Nachtschicht aber schlafen sie nicht sehr lange und außerdem in verminderter Qualität. Die größten Schlafprobleme und Gesundheitsgefahren drohen, wenn die Schichten unregelmäßig wechseln und über 24 Stunden durchgeführt werden müssen, weil der Betrieb es verlangt.
Wie lassen sich Schichten schlaffreundlich gestalten?
Für Schichtfolgen gibt es die unterschiedlichsten Modelle bis hin zum Wechsel im 2-Stunden-Takt, wie ihn manche Wachen beim Militär praktizieren (zwei Stunden Schlaf, zwei Stunden Dienst, zwei Stunden Bereitschaft, das Ganze über 48 bis 96 Stunden). In Kraftwerken gibt es das Vier-Wochen-Modell mit sieben Nachtschichten, sieben Spätschichten, sieben Frühschichten und fünf Tagen Großfrei. In den unterbesetzten Notaufnahmen von Krankenhäusern gibt es 24- bis 48-Stunden-Dienste für Mediziner und sehr kurz wechselnde Schichten (2- bis 3-Tage-Rhythmus) für Schwestern und Pfleger – ein höchst ungesundes Modell, das sich nach Aussagen von Betroffenen einfach nicht anders organisieren lässt. Schlafforscher empfehlen aber die Schichtabfolge von der Frühschicht in die Spätschicht, von der Spätschicht in die Nachtschicht und dabei mindestens sechs bis acht Tage in einer Schicht, wie das die Kraftwerke praktizieren (die nur leider umgekehrt wechseln). Die Betriebe müssen die Erkenntnis der Schlafforschung ernst nehmen: Unausgeschlafene MitarbeiterInnen sind so unkonzentriert wie betrunkene MitarbeiterInnen. 17 Stunden im Dauerwachzustand erzeugen einen ähnlichen Konzentrationsmangel wie 0,5 Promille Alkohol im Blut, 24 wache Stunden entsprechen 1,0 Promille.